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14. Februar 2025Der Weihnachts- oder Christbaum ist heutzutage weltweit das Symbol des Weihnachtsfestes. Prächtige Weihnachtsbäume zieren das Weiße Haus in Washington, den Petersplatz in Rom oder den Marienplatz in München. Doch seit wann gehören mit Lichtern und Schmuck verzierte Nadelbäume eigentlich zum weihnachtlichen Brauchtum?
Dazu müssen wir ein paar Jahrhunderte zurückgehen: Die ältesten Belege finden sich im 15. Jahrhundert, doch ist unter Historikern umstritten, ob die in den Quellen erwähnten Bräuche auch tatsächlich mit Weihnachten in Zusammenhang gestanden haben. Gleich mehrere Länder beanspruchen den ältesten Weihnachtsbaum für sich, unter anderem Lettland, wo man auf dem Rathausplatz in Riga eine Gedenktafel zu Ehren des ersten Weihnachtsbaumes findet. Für das Jahr 1510 ist hier belegt, dass deutschsprachige Kaufleute einen Baum durch Riga trugen, ihn schmückten und niederbrannten.
Doch die eigentliche Wiege des Weihnachtsbaumes, so wie wir ihn heute kennen, stand wohl im Elsass, das Anfang des 16. Jahrhunderts zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehörte. Einer Überlieferung zufolge wurde im Jahre 1535 in Straßburg an Weihnachten mit Bäumen gehandelt, verkauft wurden kleine Eiben, Stechpalmen und Buchsbäume. Vier Jahre später belegen historische Aufzeichnungen einen im Straßburger Münster aufgestellten Weihnachtsbaum. In Südwestdeutschland wurde der Brauch offensichtlich so schnell populär, dass sich die Stadt Freiburg im Breisgau 1554 genötigt sah, das Fällen von Nadelbäumen an Weihnachten zu verbieten.
Ein protestantischer Brauch
Dabei war der Christbaum anfangs ein rein protestantischer Brauch. Oftmals wird sogar der Reformator Martin Luther mit dem ersten Weihnachtsbaum in Verbindung gebracht. Die katholische Kirche stand diesem, in ihren Augen heidnischen Brauch ablehnend gegenüber. Denn tatsächlich reichen die Ursprünge des späteren Weihnachtsbaums in vorchristliche Zeit zurück: Auch in antiken Kulturen tauchen immergrüne Pflanzen im dunklen Winter als Sinnbild von Lebenskraft und Fruchtbarkeit auf. So begrünten beispielsweise die Römer ihre Häuser zum Jahreswechsel mit Lorbeerzweigen.
Toleranz und Parität
Bayern scheidet als Geburtsort des Weihnachtsbaums definitiv aus, denn lange Zeit war es ein rein katholisches Land. Das änderte sich erst im Jahre 1799 mit dem Regierungsantritt von Kurfürst Max IV. Joseph, denn an seiner Seite befand sich die erste protestantische Landesmutter, die Bayern bekam: Caroline, eine Prinzessin aus dem Hause Baden. Unter diesem ersten gemischtkonfessionellen Paar änderte sich das Klima grundlegend und es begann eine Zeit von Toleranz und Parität von Katholiken und Protestanten. Und so gelangte auch der Weihnachtsbaum nach München.
Die neue Toleranz erlaubte es Protestanten, sich in Bayern niederzulassen – ein von der Regierung gewünschte Veränderung. Unter den Neuankömmlingen befand sich auch der Philosoph Friedrich Wilhelm von Schelling, der im Frühling 1806 nach München kam. Schelling war eine Berühmtheit und zog weitere Gelehrte an, wie beispielsweise den aus Schweden stammenden Dichter Per Daniel Amadeus Atterbom

Weihnachtsbaum Schloss Nymphenburg (2017)
Atterbom bereiste ab 1817 für zwei Jahre Deutschland, Österreich und Italien und sein Weg führte ihn auch nach München. Er liefert uns – mehr oder weniger zufällig – die frühe Beschreibung eines Weihnachtsbaumes in München, der im Hause Schellings stand. Wegen einer Erkrankung von Pauline Schelling, der Ehefrau des Philosophen, hatte man die Weihnachtsbescherung des Jahres 1817 verschieben müssen und holte diese am Neujahrsabend nach, wozu man auch ausgewählte Freunde einlud. Pauline Schelling war wieder genesen und kümmerte sich um die Gestaltung des Abends. Atterbom erinnert sich:
„Ich werde nie vergessen, wie poetisch sie aussah, als sich die Tür ihres Zimmers endlich öffnete, nachdem Kinder und Gäste ein Weilchen im äußeren Raume gewartet hatten, um ihr Zeit zu lassen, alles in gehörige symmetrische Ordnung zu legen; zufällig stand sie mitten im Zimmer, den Rücken gegen den hell strahlenden Christbaum gekehrt, der seine mit Kerzen besteckten Zweige gleich einer Madonnenglorie über ihr Haupt emporstreckte. Als sie so, umgeben von einem Glanze, gegen uns freundliche Verneigung machte, jauchzten die Kinder vor Freude, und der älteste Knabe, der langes, goldgelbes Haar trägt, rief laut: „Schöne Mutter! Blanke Lichter!“ – eine Bemerkung, die wir alle unwillkürlich machten.“


