Heute vor 212 Jahren, am 30. August 1808, erblickte Prinzessin Ludovika von Bayern das Licht der Welt. Alles Gute, liebes Geburtstagskind.
Als ich meinen 30. Geburtstag feierte machten liebe Freundinnen von mir ein Ratespiel, bei dem ich selbst Fragen über mich beantworten musste. Eine dieser Fragen lautete: „Welche Frau spielte eine besondere Rolle in Deinem Leben?“ – Ich musste feststellen, dass die Antwort „Meine Mutter“ falsch war. Die richtige Antwort wäre damals gewesen: Königin Elizabeth I. von England (die eine zentrale Rolle in meiner Magisterarbeit gespielt hatte).
Wäre mir auf meinem 50. Geburtstag dieselbe Frage gestellt worden, dann wäre wohl die Antwort darauf einfacher gewesen, denn mit dem heutigen Geburtstagskind habe ich gut drei Jahre meines Lebens verbracht. So viel Zeit nahmen die intensive Recherche und das Schreiben ihrer Biografie in Anspruch. Verbringt man so viele Stunden und Tage mit einer lange verstorbenen Person, so bedarf es einer besonderen Art von Faszination oder Zuneigung. Bei Ludovika fing alles an mit einem Satz: „Sie liebte die Bäume, das frische Grün, so sehr, dass sie nicht einmal Zweige, welche in die Fußwege hineinhingen, abschneiden lassen wollte.“
Dieser Satz stammt aus der Feder von Herzogin Amelie in Bayern. Sie war eine von Ludovikas Enkelinnen und die beiden Frauen hatten eine besonders enge Beziehung. Gut zehn Jahre nach dem Tod ihrer Großmutter verfasste Amelie „Erinnerungen“ an Herzogin Ludovika, in denen sich auch der oben zitierte Satz findet. Sie notierte sorgfältig alles, was ihr ihre Großmutter in über 25 gemeinsam verbrachten Jahren über ihre bewegtes Leben und ihre berühmte Familie erzählt hatte.
Amelies „Erinnerungen“ wurde im Laufe der Zeit zu einer wichtigen historischen Quelle. Bis dato zitierten alle Historikerinnen und Historiker allerdings aus einer Abschrift. Jetzt ist das Original aufgetaucht, das an einigen Stellen nicht unerheblich von der Abschrift abweicht. Und das bringt uns zum meinem nächsten Buchprojekt: einer Edition von Amelies „Erinnerungen an Großmama“ nach der originalen Handschrift. Damit diese wichtige Quelle endlich einer interessierten Leserschaft zugänglich gemacht wird.
Geplanter Erscheinungstermin ist Frühjahr 2021.