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1. November 2023
Zur Geschichte des Weihnachtsbaums
15. Dezember 2024Am 2. Juni 2024 jährte sich der erste protestantische Gottesdienst auf bayerischem Boden zum 225. Mal. Gefeiert wurde dieser Gottesdienst im Jahre 1799 von Bayerns erster protestantischer Landesmutter auf Schloss Nymphenburg.
Nur geduldet
Als Protestant oder Protestantin hatte man in Bayern lange Zeit nichts zu Lachen. Weder war es erlaubt, seine Religion öffentlich auszuüben noch konnte man ein Haus kaufen, Grund erwerben oder Mitglied einer Zunft werden. Auch das Bürgerrecht blieb einem verwehrt. Pech hatte, wer als „Acatholici“ auf der Durchreise durch Bayern starb – dann fiel die Beerdigung sehr karg aus, denn die katholische Geistlichkeit fühlte sich nicht zuständig und protestantische Geistliche gab es schlichtweg nicht. Das alles änderte sich 1799, denn in diesem Jahr trat erstmals in der Geschichte Bayerns ein gemischtkonfessionelles Paar an die Spitze des Staates: Kurfürst Max IV. Joseph war Katholik, Kurfürstin Caroline war Protestantin.
„vollkomenste Gewissens Freyheit“
Caroline stammte aus Baden und war im protestanischen Glauben erzogen worden. Bei der Hochzeit mit dem katholischen Max Joseph, damals noch Herzog von Zweibrücken, hatte sie sich im Ehevertrag zusichern lassen, dass sie „allezeit die vollkommenste Gewissen-Freyheit“ genießen würde und „zu keiner Zeit, an keinem Ort und unter keinerley Umständen“ an der Ausübung ihres Glaubens gehindert werden dürfe. Außerdem wurde ihr ein protestantischer „Cabinets Prediger“ zugesichert, sowie „ein besonderes Zimmer in der fürstlichen Wohnung“, wo sie ihren „Privat-Gottesdienst“ abhalten könne.
Das alles führte schließlich dazu, dass am 2. Juni 1799, dem zweiten Sonntag nach Trinitatis, auf bayerischem Boden der erste protestantische Gottesdienst praktiziert wurde – im „Grünen Saal“ auf Schloss Nymphenburg, damals noch vor den Toren Münchens gelegen. Die Predigt an diesem Tag hielt Carolines Kabinettsprediger Ludwig Friedrich Schmidt, der mit diesem Gottesdienst das evangelische Leben in München einläutete.

Königin Caroline von Bayern | Kupferstich von Heinrich Sintzenich, 1806 | Sammlung Christian Sepp
Seine erste Prediger in Bayern beendete Schmidt mit folgenden Worten: „Sie [die Religion Jesu] begleite uns auf Blumenpfaden, und wache über unser Herz und unsere Unschuld bey dem verführerischen Lächeln des Glückes; und sie sey in dunkeln Stunden ernster Prüfung der freundliche Engel, der uns zur Seite stehe, und uns die Schale des Trostes reiche; und einst, wenn der Sand im Stundenglase zerrinnt, reiche sie uns die Hand, und führe uns durch die Nacht des Grabes zum Licht der Verklärung. Amen.“


